Bücherei im Bahnhof Veitshöchheim

Beschreibung

Im 18. Jahrhundert errichteten die Fürstbischöfe von Würzburg ihre Sommerresidenz mit Rokokogarten in Veitshöchheim. Der nahegelegene Bahnhof wurde 1854 somit zum „Ausflugsbahnhof“, mit großer Empfangshalle und Königspavillon in der Hauptachse zum Eingang der Residenz. Nach Schließung des Bahnhofs und Erwerb des imposanten, zweifarbigen Sandsteingebäudes durch die Gemeinde Veitshöchheim, wurde 1990 die Bücherei im Bahnhof eingeweiht.

Die denkmalgeschützte Bücherei mit ihrer heterogenen Raumstruktur, unterschiedlich großen und hohen Räumen sowie zwei langen, verglasten Fluren, ehemals Bahnsteige, erstreckt sich über zwei Geschosse und sollte anlässlich des 30 jährigen Bestehens generalsaniert werden.

Um den Anforderungen und Wünschen der Besucher in einer harmonischen und an die Zeit angepassten Architektursprache gerecht zu werden, muss auf die bunte Medienvielfalt, in Form von Büchern, CDs und DVDs sowie dem gewachsenen Raum-/ Platzbedarf reagiert werden. Die Bücherei soll zum „Wohnzimmer“ aller Bürger werden, in dem nicht mehr das Lesen im Vordergrund stehen soll, sondern der Besucher selbst. Ein „Wohlfühlort“ zum Austausch, Zusammenleben und voneinander Lernen, der mit all seinen Sinnen erlebt werden soll.

Leitmotiv der Sanierung ist der benachbarte Rokokogarten mit seinen Formschnitthecken als Grundlage für Anordnung, Form und Verlauf der Regale in der Bücherei. Folglich werden die Regale nicht klassisch entlang der Wände aufgestellt, sondern inmitten des Raumes, als raumbildende Elemente um das Raumzentrum, wodurch „Raum in Raum“ Situationen mit offenen sowie geborgenen Räumen entstanden. Auch kann durch diese Anordnung der Regale die Regalfläche verdoppelt, die Medien von zwei Seiten sichtbar aufgestellt und die Außenwände als Art „Galeriefläche“ mit Bilderleisten genutzt werden.

Bis ins Detail wird auf das Bestehende in jedem einzelnem Raum reagiert, um eine individuelle, denkmalgerechte Atmosphäre in jeder Abteilung zu schaffen. So sind die Rückenschilder der Bücher und Flyer der Bücherei Grundlage für die Farbgebung und Inhalt jeder Abteilung, egal ob Belletristik, Sachbuch, Jugend- oder Kinderabteilung. Die kreative Farbgestaltung, mit teilweise kräftigen und gleichzeitig erdigen Farben, unterstreicht den neuen Raumeindruck. Sämtliche Räume werden durch abgehängte Deckensegel und senkrechte Stableuchten, die „Kronleuchter“ eines jeden Raumes, akustisch ertüchtig und aufgewertet. Das Geländer des Treppenpodestes im zentralen Lesecafé, das einer Wiener Caféhaustradition mit seinen runden Tischen und Zeitungsständen nachempfunden ist, wird klappbar montiert, sodass in wenigen Handgriffen eine Bühne für Lesungen oder Veranstaltungen, auch ausserhalb der Öffnungszeiten, entsteht. Die Bibliothek neu definiert als Bühne, Caféhaus, Arbeitsplatz, Spielplatz und Treffpunkt für Jung und Alt.

Die Ausführung geschah in Abschnitten bei laufendem Betrieb.

Projekt-Info

Stand:
Fertigstellung

Bauherr:
Gemeinde Veitshöchheim

Mitarbeit:
Jonas Dürr
Johannes Knoblauch

Objektfotografie:
Rainer Wengel

Galerie