Wichtig für das gelingen eines solchen Projektes, den Bau eines Einfamilienhauses, ist das Vertrauen zwischen Bauherrschaft und Architekt. Dies war von Anfang an gegeben, von der gemeinsamen Suche des Grundstücks bis zur Umsetzung.
Das Grundstück, eine aufgelöste Weinbergsparzelle, schmal und sehr lang, an den Längsseiten im Süden und Norden von privaten Erschließungswegen flankiert, talseits von Westen erschlossen, wurde von der Bauherrschaft und dem Architekten als ideales Grundstück befunden.
Das Gebäude wurde entsprechend dem Bebauungsplan talseits situiert, so dass sich der Garten nach Osten entwickelt. Der Höhenunterschied zwischen Erschließung, die Garagenzufahr und bergseitigem Garten entspricht zwei Geschossen. Nordwärts liegt die historische Altstadt von Würzburg mit den aus dem Maintal aufragenden Kirchtürmen. Auf der gegenüberliegenden Mainseite erheben sich auf dem Marienberg die Festung, auf dem Nikolausberg das Käpelle von Balthasar Neumann. Diese Blickbeziehungen binden das Objekt in den Kulturraum und sind von daher unverzichtbar, auch wenn sie zur „falschen“ Himmelsrichtung liegen. Denn aus energetischen Gründen und aufgrund des Wohlbefindens im Haus sollte soviel Südsonne als möglich in das Gebäude geholt werden.
Aus diesen Vorgaben wurden die Schnitte und Grundrisse entwickelt. Talseits, hinter der Garage, wurde nach Süden eine Einliegerwohnung über einen ausgegrabenen Hof orientiert. Dahinter liegen die notwendigen Keller- und Technikräume. Fußläufig, ein wenig bergan, gelangt man von Norden über eine knappe, dennoch multifunktionale Treppenanlage in das Wohnhaus. Wie das Untergeschoss mit Einliegerwohnung und Kellerräumen ist die Wohnebene des EG als große Halle mit einer Raumtiefe von ca. 6 m konzipiert, deren Räume durch Möbel oder Gipskartonwände gegliedert sind und sich so jederzeit verändern und der Lebenssituation anpassen lassen. Die Sanitärräume sind als Holzboxen vor die Außenwand gestellt und bilden so auf der Nordseite einen Wärmepuffer. Über eine Treppe, hinter einer, die Wohnbereiche nach außen abschirmenden, Betonwand, gelangt man sowohl in das Untergeschoss als auch in das Gartenhaus auf dem Dach. Dieser Glaspavillon mit Rundumblick, Herberge der Musen, bietet Platz zum musizieren, lesen und träumen. Die Krone der alten Eiche, die den Wohnkubus überragt, wird hier zum Busch und zur geheimnisvollen Rückzugsoption. Vom Gartenhaus über den Rasen auf dem Dach gelangt man über die Anböschungen des Geländes auf die Wohnebene und von dort über einen leichten Steg vor den Fenstern des Erdgeschosses auf der Südseite, am Stamm der Eiche vorbei, auf das Dach der Garage, das eine weitläufige, die Sicht öffnende Terrasse vor dem Wohn- und Lebensraum bildet. Rundläufe sind möglich, von innen nach außen, von oben nach unten, von vorne nach hinten. Das Leben spielt sich innen und außen ab.
Die Wand zwischen diesen beiden Bereichen ist innen und außen aus Beton, sichtbar, in einer Stärke von 50 cm. Die monolithische Außenwand aus Dämm-Leichtbeton genügt den Anforderungen der ENEV 2009 im Zusammenspiel mit der Haustechnik und einer Dreifachverglasung nach Norden. Mit dieser monolithischen Außenwandkonstruktion war die gewünschte Materialreduktion auf Holz – Beton – Glas und Gipskarton möglich. Gipskarton ist jederzeit überstreichbar bzw. ersetzbar. Holz und Beton sind widerstandsfähig gegenüber alltäglichen Belastungen.
Stand:
Fertigstellung
Bauherr:
Privat – Familie S+K
Mitarbeit:
Michael Schihadi
Objektfotografie:
Guido Erbring